Wichtige Einflussfaktoren für gesunde Klauen
Gute Stallhygiene und eine ausgewogene, wiederkäuergerechte Fütterung sind Grundvorraussetzungen für gesunde Klauen. Regelmäßiger Weidegang hat einen positiven Einfluss auf die Klauengesundheit.

Hygiene und Gestaltung der Liegeboxen und Laufflächen
Feuchtigkeit und Schmutz auf den Lauf- und Liegeflächen erhöhen das Erkrankungsrisiko stark, insbesondere für infektiöse Erkrankungen wie Dermatitis digitalis, Ballenhorn- oder Klauenhornfäule. In aufgeweichte oder geschädigte Haut können Krankheitserreger besonders einfach eindringen, so dass feuchte Laufwege, lange Stehzeiten in Gülle und verschmutzte Liegeboxen eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Erkrankungen spielen.
In Laufställen sind die Laufflächen zum einen Verbindungswege zwischen den einzelnen Funktionsbereichen Fressen, Saufen, Melken und Liegen, zum anderen sind sie Aufnahmefläche für den Hauptanteil der Exkremente. Diesen verschiedenen Ansprüchen gilt es bei der Gestaltung gerecht zu werden. Die Laufgänge müssen trittsicher und rutschfest, sauber und trocken sein. Die Tiere laufen ungern auf rutschigen Flächen. Das Rind bevorzugt als Weichbodengänger eine weiche Lauffläche. Der Laufkomfort zeigt sich im natürlichen Verhalten der Kühe.
Auch der Komfort der Liegeboxen ist von Bedeutung. Entspricht die Liegefläche nicht der Anzahl und den Dimensionen der Tiere und ist sie nicht verformbar, sauber und trocken, verkürzt sich die Liegedauer der Tiere. Optimalerweise liegt eine Kuh 12 bis 14 Stunden am Tag in mehreren Intervallen. Liegen bedeutet Klauenentlastung. In dieser Zeit erholt sich die Klauenlederhaut von der Druckbelastung beim Laufen und wird gut durchblutet. Die Klauenhaut samt umgebender Haut und Zwischenzehenhaut kann abtrocknen, wodurch die Widerstandskraft erhöht wird.

Stallhygienische Maßnahmen für eine stabile Klauengesundheit
- regelmäßige Reinigung und Desinfektion des Stalls (im Laufstall 4x im Jahr)
- Einsatz von Stalldesinfektionsmitteln mit DLG-Gütezeichen
- gründliche Liegeboxen- und Laufflächenreinigung
- Einstreu von Stroh, Strohmehl oder Sägespäne in den Boxen hält die Liegeflächen trocken
- alte, spröde Gummimatten müssen unbedingt erneuert werden
Anforderungen an gelenk- und klauenschonende Liegeboxen
- jedes Tier muss eine Liegebox zur Verfügung haben
- die Liegefläche muss trittsicher, verformbar sowie eben, trocken und hydroskopisch (Wasser bindend) sein
- die Liegefläche soll leicht ansteigen (Gefälle von 2-4 %)
- die Abtrennungen dürfen den Bewegungsraum der Kühe nicht einschränken, sie sollen vor rangordnungsbedingten Verdrängungen und Verletzungen geschützt sein
- die Kühe sollen während des Liegens verschiedene Liegepositionen einnehmen können

Laufflächengestaltung bei Spaltenböden für eine stabile Klauengesundheit
- als Zwillings- oder Drillingsbalken, unverschiebbar, frei von Graten
- ausreichende, aber nicht zu große Spaltenbreite (Auftrittsbreite ≥ 80 mm, Schlitzweite ≤ 35 mm), im Jungviehstall kleinere Klauen berücksichtigen
- wenn nötig, Spaltenkanten mit dem Winkelschleifer entgraten
- keine Niveauunterschiede zwischen den einzelnen Balken
- regelmäßiges Abschieben des Spaltenbodens, besonders im Bereich hinter den Liegeboxen
- je häufiger die Reinigung der Laufflächen, desto besser
- gealterte, zu glatte Oberflächen müssen aufgeraut werden (Fräßrillen in Längs- sowie in Querrichtung, chemisches Aufrauen), oder durch Auflage von Gummibelägen saniert werden, um Trittsicherheit zu gewährleisten
Laufflächengestaltung bei planbefestigten Laufflächen für gesunde Klauen
- Beton hat gegenüber Gussasphalt häufig die besseren Resultate bezüglich Tiergerechtheit und Haltbarkeit vorzuweisen
- Gefälle ≤ 2 % zur Mitte und in Längsrichtung
- Entmistung durch einen stationären Schieber: Richtwert zum Laufintervall: Zwei Stunden, Schieberganglänge ≤ 60 m
- je häufiger die Reinigung der Laufflächen desto besser
- gealterte, zu glatte Oberflächen müssen aufgeraut werden (Fräßrillen in Längs- sowie in Querrichtung), oder durch Auflage von Gummibelägen saniert werden, um Trittsicherheit zu gewährleisten
Wiederkäuergerechte Fütterung
Eine unzureichende Ernährung führt zu einer Minderung der Klauenhornqualität und ebnet den Weg für Klauenerkrankungen. Die Fütterung beeinflusst die Klauengesundheit sowohl direkt durch Vitamin- und Mineralstoffunterversorgung, als auch indirekt durch Proteinüberschuss und Stoffwechselerkrankungen wie Pansenazidose oder Ketose.

Pansenazidose
Eine Pansenazidose oder Pansenübersäuerung tritt hauptsächlich in den ersten Wochen nach der Kalbung auf. Meist fehlen akute Krankheitserscheinungen und die Krankheit äußert sich erst Wochen später durch Klauengesundheitsprobleme. Hauptursachen für die Pansenazidose sind ein Strukturmangel in der Ration und/oder ein Überschuss an leicht verdaulichen Kohlenhydraten. Die damit verbundene verminderte Wiederkauaktivität bedingt eine Reduktion des basisch wirkenden Speichels. Bei gleichzeitiger Überproduktion flüchtiger Fettsäuren und Milchsäure sinkt der pH-Wert ab und der Pansen übersäuert. In der Folge sterben Pansenbakterien ab, die schädliche Substanzen freisetzen. Diese gelangen ins Blut und schädigen die stark durchblutete, hornbildende Lederhaut. Die Hornbildung wird gestört, Klauenrehe und Sohlengeschwüre sind die Folge.
Ketose
Eine Ketose entsteht durch die verminderte Futteraufnahme nach der Kalbung und den gleichzeitig rasant ansteigenden Energiebedarf in der Frühlaktation. Fehlt Energie, werden Körperfettreserven mobilisiert, wodurch es zu einer starken Belastung und Verfettung der Leber kommt. Diese kann ihrer Entgiftungsfunktion nicht mehr zur Genüge nachkommen. Gifte werden schlechter abgebaut, wodurch es zu Stoffwechsel-und Durchblutungsstörungen in der empfindlichen Lederhaut und zu Klauenrehe kommt. Die gesamte Körperabwehr leidet, auch lokal an der Klaue.
Eiweißüberversorgung
Leberschäden können auch durch einen zu hohen Rohproteingehalt in der Ration (> 18-19 % in der Trockenmasse) begünstigt werden. Ein unausgewogenes Energie-Protein-Verhältnis führt auf Dauer zu einem Stickstoffüberschuss in der Leber, der energieaufwändig entgiftet werden muss. Dadurch entsteht ein Ammoniaküberschuss im Pansensaft, der dadurch alkalisch wird. Die Störung des Säure-Basen-Haushalts belastet den Energiehaushalt und die Leber, was wiederum zu einer gestörten Entgiftungsfunktion mit den oben beschriebenen Folgen führen kann.
Literatur
S. Geidel: Die Liegebox der Milchkuh - Einfluss auf das Fundament (2016). 8. Leipziger Tierärztekongress 14.-16.Januar 2016.
Milchkühe tiergerecht Halten mit mehr Komfort. Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Westewald-Osteifel.
Klauengesundheit beim Rind (2014). Herausgegeben vom aid Infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e.V..
E. Toussaint Raven: Cattle footcare and claw trimming (1985). Herausgegeben durch Crowood Press Ltd, Ramsbury, Marlborough Wiltshire SN8 2HR.
Handbuch Klauen. Grundlagen für die Erhaltung einer stabilen Klauengesundheit. 1. Auflage, Herausgegeben von Agrar- und Veterinär-Akademie.
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