Klauenpflege

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Funktionelle Klauenpflege

Eine regelmäßige und fachgerecht durchgeführte Klauenpflege ist DIE WICHTIGSTE vorbeugende Maßnahme für Klauenerkrankungen. Wer die Klauen seiner Kühe erst bei Auftreten einer Lahmheit pflegt, ist zu spät dran!

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Klauenpflege - wann und wie oft?

Auch die beste Klauenpflege hält nicht ewig. Bereits nach vier bis fünf Monaten ist der Ausgangszustand vor dem Klauenschnitt wieder erreicht, die hintere Außenklaue massiv überhöht und die Kuh nimmt eine orthopädische Fehlstellung ein. Ein gutes Klauengesundheitsmanagement sorgt dafür, dass bereits vor der Hauptbelastungsphase für die Lederhaut - also um die Geburt rum, eine optimale Ausgangssituation für die Klauen hergestellt wird. So steht der wichtigen maximalen Futteraufnahme in der Frühlaktation nichts im Wege. Die Klauengesundheit der Färsen muss spätestens ab der Zuchtreife regelmäßig überprüft werden (Früherkennung der Mortellaro'schen Krankheit).

Richtwerte zum Klauenpflegeintervall:

  • regelmäßiger Herdenschnitt 2,5 bis 3 mal jährlich, oder gezielte Einzeltierpflege mindestens 2 mal pro Jahr (zum Beispiel um das Trockenstehen herum und im ersten Laktationsdrittel)
  • Färsen müssen ab dem Belegungszeitpunkt zweimal jährlich geschnitten werden
  • lahme Kühe müssen unverzüglich in den Klauenstand
  • Kühe mit chronischen orthopädischen Problemen (chronische Klauenrehe, Rollklauen, genetisch bedingte Fehlstellungen etc.) müssen tierindividuell in kürzeren Abständen geschnitten werden
  • von der Mortellaro'schen Krankheit betroffene Herden müssen engmaschiger überwacht werden und bis zu vier mal im Jahr geschnitten, oder zumindest überprüft werden

Aufgaben der Klauenpflege - Tiergesunderhaltung und Tierwohl

 Klauenerkrankungen reflektieren Defizite in der Haltungsumwelt der Tiere. Moderne Laufställe sind ein großer Schritt hin zu einem besseren Tierwohl. Jedoch verhindern die harten Böden ein Einsinken der Klauen und führen häufig zu Überlastungen bestimmter Sohlenabschnitte. Hauptziele der funktionellen Klauenpflege sind eine korrekte Gliedmaßenstellung und ausgewogene Belastungsverhältnisse an allen Klauen. 80 % der Klauenprobleme sind an den Hintergliedmaßen zu finden und dort hauptsächlich an der Außenklaue. Kühe mit ungepflegten Klauen zeigen häufig eine breitbeinige oder sogar kuhhessige ( x-beinige) Stellung mit nach außen gedrehten Klauenspitzen.

Wichtigste Aufgabe der funktionellen Klauenpflege ist es, eine gleichmäßige Lastverteilung auf Innen- und Außenklaue herzustellen. Dabei gilt es vor allem, die Außenklauen der Hintergliedmaßen aus dem Teufelskreis von Überlastung und erhöhter Anfälligkeit herauszuholen.

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Funktionelle Klauenpflege korrigiert die Lastverteilung an der Klaue und hebt den Ballenbereich aus dem Schmutz, Abb. nach Toussaint Raven

Was will die funktionelle Klauenpflege erreichen?

  1. Entlastung des Ballens durch Kürzen der vorderen Wandlänge  (Richtwert 7,5 cm für die hintere Innenklaue, Vorsicht bei Reheklauen!) bei größtmöglicher Ballenhöhe und vertretbar geringer Sohlendicke (Richtwert 5 - 7 mm zu messen an der gekürzten Klauenspitze). Dadurch wird die Last wieder zentral von der Klaue aufgenommen.
  2. Gleichmäßige Lastverteilung innerhalb eines Klauenpaars. An den Hintergliedmaßen bedeutet dies eine möglichst große Höhe der Innenklaue im Ballenbereich. Die durch Überlastung überhöhte Außenklaue kann dann zur Entlastung und Erholung auf ein vertretbar niedriges Niveau geschnitten werden. An den Vordergliedmaßen treten Probleme vorrangig an der Innenklaue auf, so dass hier  die Trachten der Außenklaue geschont werden müssen, um die Innenklaue angleichen zu können.
  3. Erhaltung der funktionellen Biomechanik durch Anbringung einer fachgerechten Hohlkehlung an allen Klauen

Durch den Höhengewinn im Ballenbereich wird eine Minimierung des Kontakts von Ballen und Zwischenklauenspalt mit den kotverschmutzten Laufgängen erreicht. Die Sohlendicke an der Spitze und die Ausdehnung der Auftrittsfläche bestimmen die Höhe der Tracht (angestrebte Richtwerte: Holstein-Friesian-Kühe: 3,5 cm, Fleckvieh-Kühe: 4,5 cm).

Diagnose von Klauenläsionen und deren Dokumentation

Unerlässlich für eine professionelle Klauenpflege ist neben dem funktionellen Klauenschnitt die genaue Befunderhebung von Klauenerkrankungen. Genauso wichtig ist die gründliche Dokumentation der gefundenen Veränderungen mit genauer Lokalisation und dem Schweregrad. Nur so können zielgerichtet Maßnahmen ergriffen werden, damit die Läsionen ausheilen können, der Klauengesundheitsstatus der Herde erfasst und eingeschätzt und Heilungsfortschritte beim Einzeltier verfolgt werden.

Wie bei allen komplexen Krankheiten ist ein effektives Klauenmanagement nur durch eine kontinuierliche Überwachung und das frühzeitige Ergreifen der betriebsindividuell notwendigen Maßnahmen möglich. Durch die korrekte und gründliche Erhebung und Dokumentation des Klauengesundheitsstatus macht der Klauenpfleger sich zum unerlässlichen Managementpartner des Landwirts.

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E-Learning-Programm zur funktionellen Klauenpflege

In unserem interaktiven E-Learning-Programm erfahren Sie nicht nur mehr über die Funktionelle Klauenpflege, sondern auch über wichtige Krankheiten, deren Behandlung sowie Möglichkeiten zur Prophylaxe und weitere interessante und wichtige Themen. Das Programm ist hier frei zugänglich.

Literatur:

Klauengesundheit beim Rind (2014). Herausgegeben vom aid Infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e.V.

E. Toussaint Raven: Cattle footcare and claw trimming (2003). Herausgegeben durch Crowood Press Ltd, Ramsbury, Marlborough Wiltshire SN8 2HR.

Handbuch Klauen. Grundlagen für die Erhaltung einer stabilen Klauengesundheit. 1. Auflage, Herausgegeben von Agrar- und Veterinär-Akademie, Ernst-Günther Hellwig.

Funktionelle Klauenpflege (2004): Herausgegeben durch die Landwirtschaftskammer Hannover. 3. Auflage, ISBN 3-9806870-1-5

 

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