Nicht-infektiös

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Nicht infektiöse Klauenerkrankungen

Nicht infektiöse Klauenkrankheiten entstehen oft infolge einer Klauenrehe. Aber auch andere Ursachen spielen eine Rolle. Insbesonders ein starker Abrieb der Klauen aufgrund rauer Laufflächen, Überlastung durch lange Stehzeiten und unebene oder steinige Laufwege.

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Klauenrehe und assoziierte Erkrankungen

Klauenrehe (Laminitis) entsteht infolge einer Stoffwechsel- und Durchblutungsstörung der Lederhaut, was zur Degeneration der hornproduzierenden Zellschichten führt. Hauptursachen hierfür sind Fütterungsfehler, die zu Fehlgärungen im Pansen führen im Zusammenwirken mit einer dauernden Überlastung der Klauen durch harte Laufwege und lange Stehzeiten. Auch die sensible Phase rund um den Geburtszeitraum stellt durch massive Stoffwechselveränderungen und entzündliche Vorgänge in der Gebärmutter eine Risikophase dar. Nähere Infos zu den Management assoziierten Risikofaktoren finden Sie hier.

Bei einem Rehegeschehen kommt es im Wandbereich des Hornschuhs zur Ablösung der Lederhaut vom Horn. Langfristig führt die Belastung durch das Körpergewicht zum Absinken des Klauen- und Sesambeins im Hornschuh, wodurch die Sohlenlederhaut gequetscht und geschädigt wird. Die gestörte Durchblutung der Lederhaut führt zu einer mangelhaften Versorgung der hornbildenden Oberhaut mit Nährstoffen. Die Folgen davon zeigen sich in Form der folgenden Läsionen und Krankheitsbildern:

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Weiße-Linie-Erkrankung

Weiße-Linie-Erkrankung

  • weiße Linie: Schmaler heller Streifen auf der Sohlenfläche zwischen Kronhorn (Klauenwand) und Sohle)
  • milder Fall - Weiße-Linie-Defekt: Zusammenhangstrennung der weißen Linie in Folge von Rehe
  • Verbreiterung/ Zusammenhangstrennung der weißen Linie, dunkle Risse, Einblutungen, ausbrechende Klauenränder
  • häufig im Ballenbeich der hinteren Außenklaue
  • Schwerer Fall - Wandläsion und Weiße-Linie-Abszess: Zusammenhangstrennung in der weißen Linie zwischen Wand und Sohle mit eitrig-nekrotisierender Entzündung der Wandlederhaut, die schnell auf das Klauengelenk und die Fesselbeugensehnenscheide übergreifen kann

 

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Sohlenblutung

Sohlenblutung

  • Vorstadium des Sohlengeschwürs
  • diffuse oder lokal begrenzte rote, oder gelbe Verfärbung der Sohle und/ oder der weißen Linie durch Einblutung ins Horn
  • Folge einer Durchblutungsstörung der Sohlenlederhaut durch Druckbelastung unter dem Klauenbein
  • Steingalle: Lokal begrenzte Sohlenblutung im typischen Sohlenbereich unterhalb des sogenannten Beugeknorrens als Vorstufe des Rusterholz`schen Sohlengeschwürs
  • Nicht verwechseln mit natürlicher Pigmentierung!

    

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Doppelsohle

Doppelte Sohle

  • Hohlraum zwischen zwei Lagen des Sohlenhorns
  • Folge einer Störung der Hornbildung, meist nach einer Rehe
  • Nach Quetschung der Sohlenlederhaut wird minderwertiges Horn gebildet
  • im günstigen Fall wächst nach Abklingen der Rehe intaktes Horn nach
  • hat sich die Lederhaut noch nicht erholt, kann sie allerdings bloßliegen
  • Komplikation: Doppelte Sohle mit von Dermatitis Digitalis betroffener Lederhaut
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Konkave Wand

Konkave Vorderwand

  • nach innen gewölbte Form der Klauenvorderwand
  • Folge einer chronischen Rehe durch Ablösung der Lederhaut vom Horn und Absinken des Klauenbeins
  • Rillenbildung in der Klauenwand infolge unregelmäßiger Wachstumsphasen
  • Wachstumsringe verlaufen nicht mehr parallel zueinander und zum Kronsaum hin, sondern in Richtung des Ballens
  • Folgen sind ein gestörter Bewegungsablauf und eine ständige Fehlbelastung, durch die weitere Strukturen (Sehnen, Schleimbeutel) Schaden nehmen können           

 

 

Sohlengeschwüre

Ein Sohlengeschwür  ist ein umschriebener Defekt der Hornsohle mit Beteiligung der Lederhaut im Sohlen- oder im fußenden Ballensegment. Typische Ursachen sind eine nicht, oder unsachgemäße Klauenpflege und/ oder die Geschwürentstehung aufgrund Fehlbelastung als Folge einer Rehe.

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Rusterholz'sches Sohlengeschwür

Rusterholz'sches Geschwür

  • rundlicher Defekt mit freiliegender, entzündeter Lederhaut
  • Lokalisation: In der Kehlung nahe des Zwischenzehenspaltes am Übergang zwischen mittlerem und hinterem Drittel der Sohlenfläche
  • Folge einer Lederhautquetschung im Bereich der Anheftungsstelle der tiefen Beugesehne durch überlange Klauen und mangelhafte Hohlkehlung, oder ballenlastiges Auftreten als Folge einer chronischen Klauenrehe
  • Komplikation: Rusterholz'sches Sohlengeschwür mit digitaler Dermatitis
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Sohlenspitzengeschwür

Sohlenspitzengeschwür              

  • Defekt des Sohlenhorns im Bereich der Sohlenspitze
  • wird verkompliziert durch eine Infektion und Entzündung der Lederhaut und im schlimmsten Fall des Knochens
  • typische Ursachen sind zu kurzes Beschneiden der Klauenspitze, insbesondere bei chronischer Klauenrehe und harte Liegeflächen, die beim Aufstehen an den Hintergliedmaßen eine punktuelle Überlastung hervorrufen
  • Komplikation: Sohlenspitzennekrose, Sohlenspitzennekrose mit digitaler Dermatitis

 

 

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Sohlengeschwür in untypischer Lokalisation

Sohlengeschwür in untypischer            Lokalisation

  • umschriebener Horndefekt mit freiliegender Lederhaut im Bereich der Sohle abseits der Rusterholz-Stelle und der Sohlenspitze
  • Komplikation: Klauensohlengeschwür in untypischer Lokalisation mit digitaler Dermatitis

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Ballengeschwür

Ballengeschwür

  • umschriebener Horndefekt mit freiliegender Lederhaut am Ballen mit Perforation des Ballenhorns
  • Komplikation: Ballengeschwür mit digitaler Dermatitis

Weitere nicht-infektiöse Krankheiten

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Limax

Limax oder Zwischenklauenwulst

  • in den Zwischenzehenspalt ragende, zunächst schmerzlose Wucherung (Schwiele) des Bindegewebes und der Haut
  • verursacht durch die Reizung der Zwischenklauenhaut durch infektiöse Klauenerkrankungen (digitale Dermatitis, Klauenfäule), oder unsachgemäße Klauenpflege
  • treten Bakterien in die Schwiele ein, entzündet sie sich schmerzhaft. Geschwürige Veränderungen und Tod des Gewebes (Nekrosen) können die Folge sein.
  • weitere Form: erblich bedingter Limax (Spreizklauen)

Fotorechte

Die Fotos auf dieser Seite sind das geschützte Eigentum von Prof. Kerstin E. Müller.

Literatur

K.E. Müller und A. Fiedler: Unterlagen zur KLAUENfitnet Klauenpflegerschulung (2015)

A. Fiedler und J. Maierl (2004): Management der Klauengesundheit beim Rind: Anatomie - Pflege - Krankheiten - Haltung - Prophylaxe. Herausgegeben durch Bonn AgroConcept GmbH.

Klauengesundheit beim Rind (2014). Herausgegeben vom aid Infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e.V.

E. Toussaint Raven: Cattle footcare and claw trimming (2003). Herausgegeben durch Crowood Press Ltd, Ramsbury, Marlborough Wiltshire SN8 2HR.

Handbuch Klauen. Grundlagen für die Erhaltung einer stabilen Klauengesundheit. 1. Auflage, Herausgegeben von Agrar- und Veterinär-Akademie, Ernst-Günther Hellwig

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